Siedlungskonzept
Die autofreie Siedlung Oberfeld im Berner Vorort Ostermundigen war bei der Fertigstellung 2014 mit rund 100 Wohnungen, je etwa die Hälfte davon Eigentums- und Mietwohnungen, die grösste viergeschossige Holzbau-Siedlung im Kanton Bern. Sie ist ein Pionierbau des genossenschaftlichen Bauens und ein Leuchtturmprojekt der 2000 Watt-Gesellschaft.
Die Genossenchafter:innen wurden von Beginn an in die Planung mit einbezogen. In Themengruppen können die Bewohnenden mitgestalten. Gemeinsam nutzen sie Gemeinschaftsräume, Musikzimmer, Werkstatt, Sauna und den Aussenraum. Unterm Strich hat so jeder mehr Raum zur Verfügung als in einer gewöhnlichen Wohnsiedlung.
Mobilität
Die gesamte Siedlung kommt mit nur 10 Parkplätzen (für Besucher) aus und bietet dafür eine Tiefgarage für 480 Fahrräder mit Werkstatt und Waschplatz. Die Bewohner:innen verzichten freiwillig auf ein Auto. Ein CargoVelo und zwei E-Bikes stellt die Siedlung zur Verfügung.
Energie
Die Holzbau-Siedlung erfüllt den Minergie-P (Minergie ECO angestrebt) Standard. So verbraucht eine Wohnung nur halb so viel Energie wie eine herkömmlich gebaute neue Wohnung und sogar weniger als einen Viertel einer Altwohnung. Dadurch fällt es den Bewohnenden leicht, ihre persönlichen Treibhausgasemissionen auf weit unter die Hälfte des üblichen pro-Kopf-Verbrauches zu senken.
Ein innovatives Heizsystem versorgt die Siedlung völlig emissionsfrei mit Heizwärme und Warmwasser. Auf den Dächern sind insgesamt 1000 Quadratmeter Hybridkollektoren installiert – sie produzieren zugleich Strom und Wärme. PV-Zellen wandeln das Licht in Elektrizität um, Alukollektoren auf deren Rückseite erwärmen Wasser und kühlen gleichzeitig die PV-Zellen, deren Effizienz so wesentlich erhöht wird. Im Sommer wird die überschüssige Wärme mit über 40 Erdsonden in den Untergrund geleitet und dort gespeichert. Im Winter leiten Wärmepumpen die gespeicherte Wärme in die Bodenheizungen der Gebäude. Die autofreie Siedlung Oberfeld ist die erste grössere Überbauung in der Schweiz, die mit einer derartigen Anlage energetisch versorgt wird.
Die Holz- und Holzmetallfenster verfügen über eine Wärmeschutzverglasung mit niedrigem U-Wert bei relativ hohen g-Werten, damit zusätzlich passiv Solarenergie gewonnen werden kann.
Die kontinuierliche Lufterneuerung erfolgt – individuell für jede Wohnung – mit Wärme- und Feuchtetauscher, was den Energieverlust minimiert und ein angenehmes Raumklima garantiert.
Materialien
Auch bezüglich der Materialwahl und der grauen Emissionen wurde in der Siedlung Oberfeld das Potenzial für klimagerechtes Wohnen ausgereizt. In dem Gebäude steckt viel Schweizer Holz und FSC- oder PEFC-gelabeltes Holz, mehrheitlich unbehandelte Fichte. Wo es Beton brauchte, wurde möglichst Recyclingbeton verwendet. Im Innenausbau kamen natürliche Materialien zum Einsatz. Sie können Feuchte aus der Luft gut auf- und wieder abgeben und sorgen für ein gesundes und behagliches Wohnklima.